Trattoria Martinelli RELOADED - Herbert Hacker über das „Martinelli“ in Wien!

Das „Martinelli“ im Palais Harrach zählt zu den alteingessenen Italo-Lokalen Wiens. Inhaber Luigi Barbaro hat hier schon in grauer Urzeit seinen Gästen die kulinarische Welt Italiens nähergebracht. So weit, so gut. Jetzt hat er einen neuen Koch, Daniel Kellner – der ist ungefähr so italienisch wie ein Eskimo. Ein Österreicher kocht in einem italienischen Ristorante eines Neapolitaners. Auf den ersten Blick passt das nun gar nicht zusammen. Auf den zweiten schon eher. Denn auch im „Fabios“, dem in Wien wohl bekanntesten Restaurant mit italienischer Küche, steht ein Österreicher am Herd und macht dort schon seit ewigen Zeiten seine Sache ausgesprochen gut. Außerdem ist Daniel Kellner ein hervorragender und talentierter Koch (so wie Christoph Brunnhuber im Fabios).

Als Schüler von Kochlegende Reinhard Gerer hat er eine solide Ausbildung, er war Küchenchef im Szenelokal „Skopik & Lohn“, trat kurz im seltsamen „Crazy Lobster“ in Erscheinung und kochte zuletzt im Restaurant „Buxbaum“ im Heligenkreuzerhof. Was er jetzt macht, ist eine Gratwanderung. Doch wenn er Zitronennudeln mit Kaviar servieren lässt, dann ist es völlig egal, ob das jetzt typisch italienisch ist oder nicht. Das Rezept stammt von Reinhard Gerer und ist schlicht sensationell. Die Pasta al dente, der Limonengeschmack erfrischend, aber nur so viel, dass der Kaviar trotzdem zur Geltung kommt. Was gibt es da einzuwenden? Gerichte wie Ravioli, mit Kalbsbackerl gefüllt, ein Steinbutt, perfekt gegart mit Süßkartoffelpüree und eine Taube mit roten Rüben: alles in makelloser Qualität und handwerklich gekonnt gemacht. Italienische Tradition hin oder her, entweder es wird gut gekocht oder nicht. Und dann ist da noch Luca Launek, der Restaurantleiter und Sommelier, ein sympathischer Italiener, den so mancher noch von der „Cantinetta Antinori“ in Erinnerung hat. Er wacht nur leider über eine eher kleine und sehr konservative zusammengestellte Weinkarte.